„Ich mache seit 20 Jahren das Gleiche – was soll daran verkehrt sein?“
Tjaaaa… das ist manchmal eine schwer zu beantwortende Frage. Einerseits gibt es sehr viele Abläufe, Erfahrungen, Automatismen und vor allem Menschen, die wirklich unbestreitbar seit 20 Jahren das immer Gleiche immer GUT machen. Und wenn die dann hören müssen, das sei alles Quatsch, kann ziemlich viel geschehen. Von Boykott, Widerstand und Resignation bis hin zu allen Anzeichen ernsthafter Kränkung. Klar: Dabei geht es um Akzeptanz. Der eignen Leistung, schwerwiegender noch: der eignen Person. Wirklich gravierend kann das werden, wenn in einer Abteilung angestellter Menschen plötzlich ein „neuer Besen“ auftaucht… ein Chef oder eine Chefin, die alles mit einem Schlag andres und besser machen wollen. Menschen zu kränken, ist immer eine ernste Angelegenheit. Und solches Verhalten kann das ganze Arbeits-Gleichgewicht kippen lassen – wenn es unbedacht, unsensibel, unfreundlich oder missachtend geschieht. Darum ist tatsächlich Vorsicht geboten!
Langsam, neue Besen kehren nicht immer besser….
Klar ist aber auch: Wir reden hier gar nicht von Angestellten, sondern in erster Linie von Selbstständigen, allenfalls kleinen Betrieben. Doch wer jetzt denkt: „Dann gehen mich diese Gedanken im Hinblick auf Kränkungsgefahr und gebotenen Vorsicht ja gar nichts an!“, könnte sich schwer irren. Denn das Prinzip bleibt ja das Gleiche: Ich habe 20 Jahre lang etwas – nach meinem Empfinden – ziemlich gut gemacht. Und das soll jetzt auf einmal nicht mehr gut genug sein? Das kann ja unter Umständen sogar 20 völlig „verlorene Jahre“ bedeuten!° Und das auch noch, obwohl – oder weil! – ich meine eigne Chefin bin! Da hab ich ja nicht mal einen fremden Menschen, der mit der Unsensibilität eines „neuen Besens“ durch mein Business fegt: Ich hab das allein vor mir selbst zu verantworten. Und muss mich fragen: Wie konnte es dazu kommen?! Nicht immer einfach. Wirklich nicht! Da gilt es auch, behutsam mit sich selbst zu sein. Und nicht gleich alles auf einmal ändern zu wollen – funktioniert sowieso in den seltensten Fällen….
[ctt title=“Nein: Neue Besen kehren nicht immer besser!“ tweet=“Nein: Neue Besen kehren nicht immer besser! https://ctt.ec/3lN65+“ coverup=“3lN65″]
Dazu unterstelle ich mal noch, dass wir Selbstständige tatsächlich mit unsren Kräften haushalten müssen, haushalten wollen. Was absolut vernünftig ist. Denn uns steht auch ohne ständige Veränderungen das Wasser oft genug bis an beide Ohren…. Oder drüber. Sich in etwas Neues einzuarbeiten, einzudenken – das bedeutet zusätzliche Arbeit. Immer. Darum verstehe ich alle, die dann zu dem Schluss kommen: Ging doch bisher auch! Warum soll ich also NICHT so weitermachen?
Leider, leider sprechen da zwei Faktoren heftig dagegen: Die Zeit und ihre „Moden“, positiver gesagt: der Geschmack, die Wahrnehmung – gerade von Dienstleistungen – ändern sich ständig. Ganz zu schweigen von Theorien, neuen Forschungsergebnissen, allgemeinen Erkenntnissen… Und: Die Konkurrenz! Muss ich nicht erklären, oder? Die sind immer schneller, besser, moderner, pfiffiger als wir… ziemlich oft jedenfalls. Und es kann leider ganz schnell zu einem endlosen Wettrennen ausarten, wenn wir die um jeden Preis immer wieder „einholen“ wollen….. Was in aller Regel auch nur selten zu schaffen ist.
Und was spricht jetzt wirklich gegen „Tradition“?
Die Frage ist durchaus legitim: Wenn ich mir all der aufgezählten Fallstricke bewusst bin, aber immer noch darauf beharren will, weiterhin alles „wie gehabt“ zu machen – spricht denn da wirklich etwas dagegen? Vielleicht hebe ich mich ja gerade durch mein Beharren auf dem „Altmodischen“, auf Tradition, von meiner Konkurrenz ab? Vielleicht passt das einfach perfekt zu mir?
Ja, die Fälle mag es geben. Und ganz ehrlich: Ich gehe lieber zu dem „altmodischen Bäcker“ als in einen neue „Backfabrik“… An dieser Stelle gewinnen tatsächlich fast immer Handwerk und Tradition – wenn es um die reine Fertigung, die Produktion, um Arbeitsprozesse und manchmal auch das Material geht. Nicht aber, wenn es um Außenwirkung, Technik, Selbstdarstellung, Auffindbarkeit geht! Da kann das Brot des Traditionsbäckers noch so toll sein… Wenn er eine dunkle, mittelalterliche Backstube in einem Hinterzimmer hat, allenfalls in einem gedruckten Branchenbuch steht.. wie soll ich ihn da finden?! Sicher, dieses Beispiel ist recht simpel. Aber es lässt sich auf vieles übertragen, gilt für Beratung und Coaching ebenso wie für Grafik, alternatives Heilen oder Dächer decken… Und vieles mehr.
Altes mit Neuem verknüpft? Perfekt!
Fazit: Wenn Sie keine Lust haben, jedem neuen Trend zu folgen, wenn Sie eher der „traditionelle Typ“ sind oder einfach denken: Das, was ich jetzt schon so lange tue, ist genau richtig. Richtig für mich und richtig für meine Produkte, dann könnten Sie durchaus Recht haben! Sie sollten nur aufpassen, dass Sie dabei noch immer gut genug gesehen werden. Und das dann bitte doch nach Möglichkeit immer mit „updates“, mit zeitgemäßer Technik und dem Wissen um aktuelle Forschungsergebnisse. Dann – gerade dann! – haben Sie die unschlagbare Möglichkeit, sich einen Marketing-Schwerpunkt aufzubauen, der betont, wie spielend es Ihnen gelingt, Altes mit Neuem zu verknüpfen. Perfekt!
Haben Sie schon herausgefunden, welcher „PR-Typ“ Sie sind? Perfekt! Bei der Umsetzung Ihrer Öffentlichkeitsstrategie kann ich Sie gern bei allen notwendigen Schritten unterstützen!
Weitere Beiträge meiner Serie zur PR-Typologie für Selbstständige finden Sie hier
Text und Foto: Maria Al-Mana, die Texthandwerkerin
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