Um „Wohnen mit Ressourcendesign“ geht es Karin Dennhardt, die mit „An Sichten| Möbeldesign & Accessoires“ in Stuttgart nachhaltiges Möbeldesign für den ganz persönlichen Wohnstil anbietet. Für sie ist das immer auch „Auseinandersetzung mit alten Formen, Wiederbelebung alter Substanz“ und oft sogar „anspruchsvoller und anstrengender als ein Neubau“. Einen Einblick in ihre Arbeiten geben ihre Webseite https://www.alles-ansichten.de und mein Interview mit ihr:
Frau Dennhardt, seit wann üben Sie Ihre Arbeit schon aus? Was ist Ihre Ausbildung? War die „klassisch handwerklich“? Oder sind Sie eher „Quereinsteiger“?
Seit 2009. Tja, der Geradlinige, Stringente würde fragen: Wie kommt man dazu? Der Querdenker würde sagen: Ah, eine logische, konsequente Weiterentwicklung aus Tätigkeiten in gestalterischem Handwerken und Betriebswirtschaft.
Stellen Sie sich bitte vor, Sie müssten einem Blinden beschreiben was Sie beruflich tun…
Ich mach Dir Deine Möbel schön – und schöne Möbel. Das Ganze nenne ich Möbeldesign mit Ressourcen. Altes nutzen – Neues, Unverwechselbares, Nachhaltiges erschaffen.
Alle Menschen, die ich für diese Porträt-Reihe ausgewählt habe, sollten zwei Merkmale mitbringen: Handwerk und Kreativität. Aber manchmal neigen Außenstehende (wie ich) ja dazu, das Handwerk zu romantisch zu sehen…. Wie ist das bei Ihnen: Können Sie wirklich kreativ sein?
Das Handwerk bedeutet oft etwas Schmutz, Staub und manchmal blutige Finger. Das hat erst mal wenig Romantisches. Lösungsorientiertes Arbeiten mit sehr individuellen Stücken erfordert ein hohes Maß an Geduld bei der Entwicklung und Umsetzung von Ideen, dem Spielen mit Materialien, Farben, Mustern und dem Entstehungsprozess als Solches. Die Romantik stellt sich ein, wenn man merkt, dass man auf dem richtigen Weg beim Arbeiten ist.
Können Sie mir bitte den Begriff „Handwerk“ definieren – ganz subjektiv, auf Sie und Ihre Arbeit bezogen?
Ich erschaffe etwas mit meinen Händen unter intensiver Nutzung meines Kopfes, das es sonst nirgendwo gibt. Nur bei mir.
Was lieben Sie an Ihrer beruflichen Tätigkeit am meisten? Und was an den Produkten, die Sie fertigen?
Das schöne Gefühl, etwas zu erschaffen. Nach jeder freien Arbeit und nach jeder Auftragsarbeit, setze ich mich vor das Objekt, lasse es wirken und freue mich. So ganz für mich, bevor es in die Welt geht. Der Vergleich zwischen „Urzustand“ und „Redesign“ begeistert mich, obwohl ich weiß, dass man viele Dinge als Außenstehender schwer nachvollziehen kann, was so die Tücken am Objekt waren und wie aufwändig die Gestaltungsprozesse oft sind.
Was ist aus Ihrer Sicht das Gegenteil von „Handwerk“?
So spontan: Fußwerk. Ernsthaft will mir da nichts einfallen.
Wenn Kunden bei Ihnen etwas in Auftrag geben wollen, müssen Sie da vorher viel erklären? Entsteht durch solche Gespräche eine besondere Kunden-Bindung?
Die Erklärungsbedürftigkeit orientiert sich sowohl am Objekt, als auch an der Unterschiedlichkeit der Kunden. Die Intensität der Kundenbindung hängt vom Umfang der Projekte und der Mentalität der Kunden ab. Es haben sich schon sehr inspirierende und nachhaltige Kontakte entwickelt. Ich betrete mitunter fremde Lebensräume und Privatsphären, höre zu, werde um Rat gefragt. Das ist auch sehr wichtig, um einschätzen zu können, womit ich bei den Kunden einen Volltreffer landen kann.
Für fast alle handwerklich gefertigten Produkte gibt es ja heute industriell/serienmäßig gefertigte Pendants. Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Ihren Produkten/Ihren Produktions-Wegen und den nicht-handwerklichen Fertigungen?
Man bekommt für alle Notwendigkeiten des Lebens ein Serienprodukt, das seinen Zweck erfüllt. Im Grunde reicht das. Das Bedürfnis nach Individualität kommt hauptsächlich oder fast ausschließlich bei Besonderheiten zum Tragen. Umweltbewusstsein, Nachhaltigkeit und persönlicher Einrichtungsstil spielen bei der Entscheidung mitunter eine gleichgewichtige Rolle. Das eigene Wohlbefinden hat einen engen Bezug zur Wohnumgebung. Es dient als Gegenpol zu einer rasanten Welt da draußen, die gefühlt immer auf Vollgas fährt. Ein bisschen Mutterbauchgefühl – wohlig und wohltuend. Ich habe den Eindruck, dass beide Faktoren zwischenzeitlich zum Trend mutiert sind. Allerdings merkt man recht schnell, wo sich die Ehrlichkeit hält.
Finden Sie, dass es im Deutschland von heute noch genügend handwerkliche Angebote gibt? Und damit meine ich Infos über Berufe und Produkte wie auch die Auswahl handwerklich gefertigter Produkte für interessierte Kund/innen
Vollumfänglich kann ich das nicht bewerten. Medienberichten zufolge gibt es mehr Angebote als Bewerber. Die Gründe für diesen Umstand sind sicher vielfältig. Individuelle Gestaltungsprozesse sind ein Nischenmarkt und erfordern ein individuelles Bedürfnis und eine entsprechende Lebensanschauung und Einstellung des Kunden. Das Angebot muss für den Kunden einen faktischen und emotionalen Mehrwert darstellen. (Der virtuell reizüberflutete Verbraucher, kann sich einen Gefallen tun und schauen, was es „nebenan“ so gibt. )
Ein Zitat von Josef Beuys: „Die einzige revolutionäre Kraft ist die Kraft der menschlichen Kreativität“. Mögen Sie dazu was sagen?
Ja: „Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von allen“ (Bertold Brecht).
- Mehr Porträts kreativer Handwerker/innen finden Sie übrigens hier.
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