Heißen Sie vielleicht Meir, Mayer oder Maier? Dann ist Ihnen vermutlich klar, dass Ihre Vorfahren Milchbauern waren…. Das wissen nicht mehr viele Menschen. So wie heute weitgehend unbekannt ist, dass auch Bauern und die auf einem Bauernhof vorkommenden Berufe einmal zum Handwerk gehörten, weiß auch kaum noch jemand, dass eine Meierei eine Molkerei war.
Beflügelt vom „führnehmen Geist“…
Bei anderen Familiennamen ist die Sache eindeutig: Schuster und Metzger, Müller und Schneider – klar, alles Handwerksberufe. Aber: Heißen Sie vielleicht Hans Springinsfeld, Maria Saufaus, Leberecht Besserdich oder Hans Seltenfröhlich? Nein? Glück gehabt! Denn die gab es alle mal wirklich – außer der Maria, die hab ich erfunden. Denn das waren alles Männer. Die waren grad nach Beendigung ihrer Lehrzeit im Handwerk „ledig“ gesprochen worden und wurden bald zu Gesellen. Da gab es allerdings eine Zwischenzeit, in der sich jeder dieser jungen Männer als „Jünger“ neue Kleidung anziehen musste, zum „Zeichen, dass er den alten Menschen ausgezogen“ hatte, denn: „Es muss ein führnehmer Geist jetzt in ihn fahren“. Also eine Interinmszeit zwischen Lehrlings- und Gesellendasein. Wobei der Begriff „Jünger“ nichts mit Gefolgschaft zu tun hatte, sondern einfach nur die „Jüngeren“ von den „Älteren“ – also jenen, die schon als Gesellen unterwegs waren -, unterschied.
Den „Jungfrauen wohlgefällig“
Da gab es viele Riten zu durchlaufen, unter anderem wurden die „Jünger“ aufgefordert, sich einen „Handwerksnamen“ zu wählen. Und zwar so: „Erwähle dir einen feinen, der kurzweilig ist und den Jungfrauen wohlgefällt; denn wenn einer einen kurzweiligen Namen hat, so gefällt es jedermann wohl und trinkt ihm auch jedermann ein Glas Bier oder Wein zu:“ Tja, was damals so für kurzweilig gehalten wurde…. Da gab es die Herren Raschmitdembalg, Frißumsonst, Nährdich und Macharm….
Die Namen blieben….
Das wäre ja alles noch nicht schlimm, wenn es sich wirklich nur um Spitznamen gehandelt hätte. Aber Eduard Otto schreibt in seinem Buch „Das deutsche Handwerk“ (aus dem all die Zitate hier stammen) auch, dass diese Namen „nicht selten an dem Getauften fürs Leben haften geblieben“ seien und darum „ein guter Teil unserer heutigen Familiennamen dieser Gesellentaufe ihren Ursprung verdankt.“
Tja, da darf jetzt jede/r selbst raten: Welche unserer Familiennamen könnten wohl ihren Ursprung in der Fantasie junger Handwerker haben? Was fanden die so alles „kurzweilig“?
Text und Foto: Maria Al-Mana, die Texthandwerkerin
www.texthandwerkerin.de
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