Streng genommen, ist die wichtigste Fähigkeit, die Selbstständige vor Aufnahme ihrer Arbeit trainieren müssten, eine gymnastische Übung: den Spagat.
Die Aufgabengebiete, in die sich Einzelunternehmer/innen, Handwerker, Selbstständige, Coaches, Berater etc. einarbeiten müssen, sind von Anfang an vielfältig. Und sehr komplex. Vieles davon ist eigentlich allen klar:
Was Selbstständige immer brauchen
- ein Geschäftskonzept, einen Businessplan, Startkapital, geeignete Räume und Arbeitswerkzeuge/Einrichtungsgegenstände, gutes Feng-Shui bei Präsenz-Kunden, eine herausragende Online-Präsenz bei Webmarketing
- erstklassige Fachkenntnisse. Am besten gleich schon flankiert durch Belege, Kundenstimmen, Arbeitsproben, Zeugnisse, Auszeichnungen – frisch gerahmt an der Wand.
- neben Fachwissen ausgeprägte Fähigkeiten in Selbstmarketing, Finanz- und Rechenkünsten, Wissen um Förder- und Kooperationsmöglichkeiten, Rhetorik, Kundenansprache, Höflichkeit, gute Manieren, angemessene Kleidung, sympathisches Auftreten, Ausstrahlung und Empathie.
- Online: eine ständig aktuell befüllte Blog-Seite, einen wunderbar fotografierten und unwiderstehlich betexteten Online-Shop und einen Newsletter mit hoher Abonnentenzahl. Mindestens. Außerdem natürlich noch das perfekte Google-Ranking.
- Vitamin B, Vitamin B, Vitamin B: Kundenkontakte, Empfehlungen, Einladungen zu Netzwerk-Events, Branchentreffen, Messeterminen, beste Kontakte zu regionalen und/oder berufsspezifischen Medienvertretern.
Und nie vergessen: Kundennuntzen!
Schon bis hierher bin ich bestenfalls schwer überfordert, schlimmstenfalls kurz vorm Burnout. Doch das war ja noch lange nicht alles! Denn bei allen oben genannten Punkten muss ich gleichermaßen drei Dinge unabwendbar im Blick, vor Augen, im Herzen, auf der Zunge und im Kopf behalten:
- Orientiere dich immer! Immer! am Kundennutzen: Was wollen meine Kund/innen? Wie, wo und womit kann ich ihnen helfen, sie unterstützen, begleiten?
- Bleib bei dir, bleib authentisch, verbieg dich nicht. Nur so kannst du überzeugen.
- Dienstleistungen werden immer mit größter Selbstverständlichkeit erbracht! Niemanden interessiert, wie es dir dabei geht. So etwas gehört einfach nicht in den Kundenkontakt.
Delegieren!
An dieser Stelle gibt es eigentlich nur noch einen einzigen Tipp, der funktioniert: Delegieren! Andere Profis jene Aufgaben erledigen lassen, die nicht zum eigenen Kerngeschäft gehören:
- Gründungs- und Steuerberater/innen, Finanzexperten, Anwälte
- Innenarchitekten, Gestalter, Kosmetiker/innen
- Personal Trainer, Coaches, Kindermädchen….
- Webseitengestalter, SEO-Fachleute, Texter, Fotografen, Grafiker/innen.
Das Dilemma: zwischen Expertenstatus und Kunden-Nutzen
Gut! Wenn ich das Delegieren geschafft habe, bleibt mir als wichtigste Aufgabe, mich selbst überzeugend zu präsentieren. Und meinen Kund/innen zu geben, was sie suchen/brauchen. Ab jetzt sollte ich mich nur noch auf das konzentrieren, was dem Kundennutzen dient. Nur dann werde ich weiter empfohlen – und diese Empfehlungen brauche ich dringend, sie sind Gold wert! Vielleicht baue ich meine Fachkenntnisse weiter aus, absolviere Weiterbildungen – weil ich bei meinen Kund/innen Wünsche höre und sehe, auf die ich verstärkt eingehen will. Oder ich erweitere mein Sortiment, versuche neue Netzwerke aufzubauen, regional besser sichtbar zu werden… immer den Kundennutzen im Blick. All das ist unbestreitbar wichtig. Und richtig. Aber natürlich werde ich es niemals direkt kommunizieren! Nicht meinen zusätzlichen Aufwand, nicht das Noch-Mehr an Zeit, nicht die Kraft, die mich das alles kostet: Das wäre unhöflich, unprofessionell – und nutzt vor allem Kund/innen rein gar nichts. Also: Immer schön die Ergebnisse zeigen – die nutzen meiner Kundschaft, das ist gut. Mich dagegen gibt es schon fast gar nicht mehr, ich bin so gut wie verschwunden. Vorne mein Angebot, ich mit meinem Spagat möglichst unsichtbar dahinter….
Die meisten von uns haben natürlich auch die Notwendigkeit erkannt, online bestmöglich sichtbar zu sein, sympathisch und stets aktuell. Ja, das braucht Zeit. Aber richtig angepackt, nutzt es auch . Wirklich! Wir zeigen uns im besten Licht, fragen immer wieder neu nach dem Nutzen für pozentielle Kund/innen. Wer dieses Procedere ernst nimmt, beginnt an dieser Stelle vermutlich schon, die Welt größtenteils „mit Kundenaugen“ zu sehen….. Das ist in Ordnung.
Was wirklich überzeugt: Ihre“Handschrift“, Ihre Stimme
Doch dann kommt der Tag, an dem ich feststelle, dass da was schief gelaufen ist. Denn mein letzter Spagat bestand ja in der Tatsache, dass ich nie mehr sagen kann, darf und soll: „Ich bin toll! Ich habe dieses Problem gelöst!“ Oder: „Ich allein kann Ihnen helfen! Denn ich habe Sie und Ihr Problem gründlich durchleuchtet.“ Oder: „Meine Fachkenntnisse sind so groß, dass Sie nie jemanden finden werden, der das besser hinkriegt als ich!“ All das ist tabu. Es ist egoistisch und unhöflich, nicht aus Kundensicht gedacht, macht vor allem online einen schlechten Eindruck, wirkt nicht einladend.
Dazu kommt, dass Online-Marketing ohnehin ganz anders funktioniert: Sie brauchen Geduld und einen sehr langen Atem, um durch die Beispiele Ihres Tuns, mit der Unverwechselbarkeit Ihrer „Handschrift“, Ihrer Stimme zu überzeugen. Aber selbst dann ist eine Positionierung als Expert/in auf Ihrem Gebiet extrem schwer. Das Internet vergisst einfach zu schnell. Doch als flankierende Maßnahme sind Online-Medien unschlagbar, sprich: unverzichtbar. Diesen Spagat müssen wir also aushalten. Vor allem dann, wenn wir als Selbstständige eine „Nische bedienen“.
Selbstständig mit „Nischenprodukten“
Die Selbstständigen, die ich im Blick habe, arbeiten alle in einem „Nischenbereich“: Sie tun besondere Dinge, machen Angebote mit individuellem Charakter, arbeiten kreativ – sei es beratend oder produzierend. In aller Regel besteht ihre Authentizität gerade darin, dass sie diesem Nischenbereich persönlich stark verbunden sind – sie bringen also Teile ihrer Kundschaft oft schon mit, sind gut vernetzt, können ihren Kund/innen passgenaue Angebote machen. Da ist das Internet extrem hilfreich, denn:
[bctt tweet=“Nischenarbeit ist immer auch Netzwerkarbeit“ username=“@texthandwerk“]
Da kann ich immer wieder aufs Neue zeigen, wie und dass ich den Anforderungen meiner Kundschaft gerecht werde. Aber diese Arbeit ist per se „Community-Arbeit“. Dies ist NICHT der Ort, um mich selbst als Expertin, allein mit meinem Wissen, meinen Fachkenntnissen, meinem Lösungsansatz zu präsentieren! Natürlich tue ich das trotzdem immer wieder, sozusagen „von hinten durch die Brust ins Auge“. Aber besser nicht zu deutlich, nie zu direkt. Denn sonst würde ich die Community – und deren Bedürfnisse – im Stich lassen, zur schlechten Netzwerkerin werden, ganz offensichtlich Kundenwünsche ignorieren. Das geht einfach nicht! Und hier sind wir an einem Punkt des ewigen Spagats, den viele Selbstständige sich meiner Ansicht nach noch nicht bis in letzte Konsequenz bewusst gemacht haben: Ich rackere mich ab, um meinen Expertenstatus quasi indirekt über die Darstellung der Erfüllung von Kundenwünschen online immer wieder unter Beweis zu stellen. Und wundere mich eines Tages, warum denn ich – als Expertin! – nie so recht wahrgenommen werde. Und jetzt behaupte ich auch noch: Das Internet ist nicht unbedingt der richtige Ort dafür! Zumindest nicht NUR das Internet.
Expertennutzen und Selfpublishing
Seit Gutenbergs Zeiten ist in unserem Kulturkreis Expertenwissen immer über Bücher weitergegeben worden. Das war gut. Und bleibt gut. Internet ist kein Ersatz dafür, nur eine zusätzliche Kommunikationsstrategie. Meist notwendig, will man als „Unbekannte/r“ wahrgenommen werden. Wer aber seinen Expertenstatus zeigen will – in seiner ganzen Breite, mit allen Facetten – der kommt auch heute meiner Ansicht nach nicht um die Publikation eines eigenen Buches herum. Und ich gehe noch einen Schritt weiter: Der klassische Buchverlag ist für Autoren mit Expertenwissen in einem Nischenbereich nicht (mehr) der richtige Ort. Denn so wie die individuelle Nischenarbeit via Online-Netzwerk bestens funktioniert, können heute auch alle Selfpublisher genau diese Wege bestens für die eigene Arbeit nutzen: Dort werden ihre Bücher nachgefragt, gelesen, rezensiert, empfohlen.
[bctt tweet=“Selfpublishing ist die beste Strategie für #Solopreneure, ihren Expertenstatus unter Beweis zu stellen!“ username=“@texthandwerk“]
Der „klassische Verlag“ muss – aufgrund seiner Struktur – das breitenwirksame Interesse der Buchkäufer/innen im Auge haben, Nischenprodukte rentieren sich da einfach nicht. Finde ich aber auch gar nicht schlimm, macht es doch Selfpublishern erst recht den Weg frei, um sich in ihrer eigenen Community bestens, völlig frei und in Eigenregie zu positionieren.
Das Buch als PR-Strategie
Das gilt für alle selbst publizierten Bücher, aber in ganz besonderem Maß für Selbstständige, die ihr Expertenwissen bekannter machen wollen. Die Vorteile liegen klar auf der Hand:
- In einem Buch kann, darf und sollte ich in aller Ausführlichkeit darstellen, was meine speziellen Kenntnisse sind, wo die Wurzeln meiner Arbeitstechniken liegen, wie ich sie – vielleicht ganz individuell – weiter entwickelt habe, was ich erkannt, gefunden, neu interpretiert und umgesetzt habe. Wie ich mich zuordne, ich welcher Tradition ich stehe, wer ich bin, was die Qualität meiner Arbeit ausmacht, welche Fragen mich besonders interessieren, warum ich tue, was ich tue – und wie ich es tue…. Klar: Der Kundennutzen spielt auch hier eine wichtige Rolle. Aber nicht die einzige.
- Wenn ich meine Selbstständigkeit schon über Online-Präsenz(en) flankiert habe, verfüge ich über genau das Netzwerk, das ich brauche, um mein selbst publiziertes Buch vermarkten zu können. Das führt zu einem weiteren positiven Effekt: Über das Buchmarketing erschließen sich Ihnen automatisch ganz neue Kundengruppen!
- Und schließlich: Die Anspannung des ewigen Spagats wird sofort enorm nachlassen! Einfach dadurch, dass Sie von jetzt an ganz klar trennen können: In der Online-Community, auf Ihrer Webseite, im Newsletter etc. steht nur der Kundennutzen im Fokus. Geht es um Sie, Ihren Ansatz, Ihre besonderen Techniken, Ideen etc., dann verweisen Sie einfach auf Ihr Buch – und stärken damit so ganz nebenbei auch noch das eigene Buchmarketing!
Es muss nicht gleich das „ganz große Buch“ sein….
Ein Hinweis in eigener Sache noch: Natürlich bedeutet Selfpublishing einen zusätzlichen Arbeitsaufwand. Aber in mir hätten Sie eine Dienstleisterin, die Ihnen fast alles abnehmen kann – wenn Sie möchten. Von Beratung bis Korrektorat, von Konzept bis Layout, von Analyse bis Marketing. Vertrieb, Herstellung, Honorarabrechnung und vieles andere immer inbegriffen, vieles davon für Kunden/innen sogar komplett kostenlos. Und – wie oben schon gesagt: Delegieren Sie! https://www.edition-texthandwerk.de
Es muss auch nicht immer die „ganz große Buchproduktion“ sein – wie wäre es denn beispielsweise mit einer kleinen Lösung, als Werbegeschenk oder zur Stärkung Ihres Expertenstatus‘? Einfach ein einzelner, guter Expertentipp im Minibuch-Format – und Sie werden schnell feststellen, wie gut die Sichtbarkeit Ihres Expertentums durch Gedrucktes wirkt!
[bctt tweet=“Wirkt garantiert: die PR-Strategie #Selfpublishing!“ username=“@texthandwerk“]