Wie in jedem Job, geht es auch für uns Selbstständige ständig auf und ab … Manches ist die immer gleiche Routine, bei einigen Dingen wird es schwierig. Und manchmal, ja, manchmal, ist meine Arbeit die reine Freude. Letzteres war der Fall, als sich Ivana Pittrof bei mir meldete. Wie bei den meisten Anfragen, habe ich erst einmal gegoogelt. Sie wohnte in der Nähe, hatte einen Beruf, der so gar keine Kreativität vermuten liess. Da sie den inzwischen aber schon gar nicht mehr ausübt, ist er nicht weiter erwähnenswert. Erwähnenswert ist dagegen sehr wohl: Sie kam zur Tür rein und ich wusste sofort, die Frau ist Künstlerin.
Wohin mit all den Ideen?
Künstlerin? Und wie! Bei kreativen Menschen tun sich von Anfang an unzählige Möglichkeiten auf … Wohin mit all den Ideen, in diesem Fall vor allem: wohin mit all den fantastischen, bunten, nachdenklich-frechen Bildern?!
Gehen wir mal eben einen Schritt zurück: Ivana Pitroff schrieb mir: „Es soll eine Art Bilderbuch für Erwachsene sein, mit der Figur ‚Miss Lovely‘ als Hauptperson. Ich bin keine Autorin, sondern Malerin, die Figur ist aber immer Protagonistin in einer witzigen oder skurrilen Situation, die manchmal ein oder zwei erklärende Sätze benötigt, ähnlich wie ein Cartoon.“
Da stehen schon zwei Möglichkeiten im Raum: Bilderbuch für Erwachsene oder Cartoon? Geworden ist es am Ende ganz was anderes: ein Kinderbuch nämlich.
Entscheidungsfindung auf dem Weg zur richtigen Buchform
Dieses Beispiel zeigt deutlich, worin mein Job als Buchhebamme besteht: Ich schicke die Menschen, die zu mir kommen, oft in Abenteuer. Und meistens sind es Abenteuer auf dem Weg zu sich selbst. Weil „Miss Lovely“ inzwischen fertig ist, kann ich diesen Prozess anhand desssen, was Ivana Pittrof so freundlich auch mit Blick auf meine Rolle beim Zustandekommen des Buchs, auf der eigenen https://www.artofpi.de/ veröffentlich hat, gut nachvollziehbar machen. Sie schreibt da: „Die Bilder waren zwar alle mit Ölfarbe auf Leinwand oder LW-Bögen gemalt, aber sie waren nie für den Verkauf gedacht. Und ein Miss-Lovely-Bild allein ist doch keins, dachte ich. Also kam ich zu dem Entschluss: Ein Miss-Lovely-Buch muss her … Nur: Was für eins???
Was macht man also heutzutage? Man sucht im Internet … und findet genau das, was man braucht (und vorher noch gar nicht wusste) – eine Buchhebamme!! Ich traf mich also mit Maria Al-Mana, die als Schreibcoach und Lektorin etc. (schaut einfach selbst, was sie alles kann) tätig ist, und in einem langen, sehr inspirierenden Gespräch kam ich der Sache schon etwas näher. Sie begleitete anschließend mein Projekt durch alle Phasen und war eine wichtige, kompetente und liebevolle Ansprechpartnerin. Die zentrale Frage unseres ersten Gesprächs: ‚In welches Regal könnte ein Buchhändler Ihr Buch einsortieren?‘ Auf der anschließenden Fahrt nach Hause purzelten die Ideen … Ratgeber? Miss Lovelys Schminktipps? Eher nicht. Kochen mit Miss Lovely? Auch nicht so mein Fall. Ich stellte fest, dass mich derzeit eigentlich nur ein Thema wirklich so sehr umtreibt, dass ich dazu etwas beitragen möchte: Wie ist die Menschheit noch zu retten, angesichts der vielen Schwierigkeiten, die uns noch bevorstehen? Natürlich für Kinder, ja, ein KINDERBUCH! Mit dem Thema Klimawandel – UFF! Blöde Idee … oder doch nicht?“
Danke!
Ich bin Ivana Pittrof in mehrfacher Hinsicht dankbar. Zuerst, weil sie hier so wunderbar plastisch den Prozess der Ideenfindung auf dem Weg zu dem einen, dem richtigen Buch beschreibt. Dann für die Figur der Miss Lovely – die auch ich inzwischen sehr liebe: allein schon, wie sie aussieht – also, all die wunderbaren Bilder. Was sie tut – nämlich mit sehr viel Fantasie die Welt zu retten. Oder zumindest, einen sehr wichtigen Beitrag dazu zu leisten, indem sie noch kleinsten Kindern sehr eindrücklich, humor- und kraftvoll beibringt, dass Fantasie, Tatkraft und Kreativität sehr, sehr wichtige Dinge sind. Und ja, auch, weil die Autorin meine Rolle als Buchhebamme so plastisch und freundlich deutlich macht.
Ivana Pittrof schreibt weiter: Von Anfang an war klar, dass Miss Lovely ein magisches, großherziges, humorvolles und liebenswert naives Wesen ist. Aber auch eine Einzelgängerin und manchmal etwas düster. Doch: Geschichten schreiben … nee, kann ich nicht. „Oder doch? Und dann auch noch über so ein ernstes Thema. Also klar, ein witziges Buch über ein ernstes Thema, für Kinder … ziemlich kleine Kinder. Es darf nicht deprimierend wirken und auch nicht zu pädagogisch und auf keinen Fall wissenschaftlich … ach, und wenigstens ein bisschen spannend muss es auch noch sein. Eine Abenteuergeschichte. UFF! Auch für mich ein echtes Abenteuer! Ich schloss mich in meinem Studio ein, baute mir einen Miss-Lovely-Altar und betete um Eingebung – und siehe da, wenige Stunden später war die Geschichte in einer Rohfassung niedergeschrieben. Ich glaube, Miss Lovely hat sie mir einfach eingeflüstert … Mit der Geschichte hatte ich sofort Bilder im Kopf, also musste ich sie ’nur‘ zu Papier bringen.“
Mein persönlichses Fazit dazu: Alles richtig gemacht! Richtig ist ja nur ein scheinbar schwammiger Begriff … Ich finde: Wenn ein Buch, dessen Thema und die (Bild-)Sprache perfekt zur Autorin, zum Autor passen, gibt es dafür nur ein Wort: Es ist RICHTIG. Es passt. Es muss genauso sein, kann unmöglich anders sein. Wenn das alles dann auch noch auf die Produktionsbedingungen des Buches zutrifft, könnte sich „richtig“ sogar noch steigern lassen. Weil das sprachlich aber ein Ding der Unmöglichkeit ist, sage ich lieber: Chapeau, Hut ab!
Mach dein Ding!
Denn da sind noch ein paar weitere Dinge, die ich bemerkenswert finde: Erstens hat Ivana Pittrof ganz und gar auf das gesetzt, was sie kann – ungeachtet aller technischen Standards, die sich huete in der Buchproduktion durchgesetzt haben: Sie bat eine Freundin, ihre analogen Bilder in digitale Druckvorlagen zu verwandeln, statt sich selbst erst in digitale Techniken einzuarbeiten. Das Ergebnis: Alle Bilder leben! Denn jedes einzelne ist ein kleines Kunstwerk. Um das zu sehen, muss niemand Kunst- oder Grafik-Expert:in sein. Das teilt sich ganz von allein mit, intuitiv und ohne, dass jemand groß darüber nachdenken müsste.
Und zweitens hat Ivana Pittrof zwar intensiv nach einem Verlag für ihr wunderschönes Kinderbuch gesucht. Wie so oft für unbekannte Autor:innen allerdings erfolglos. Und aufgrund dieser Erfahrung eine rigorose Entscheidung getroffen: Sie hat es komplett selbst produziert. Das war ihr vor allem beim Druck wichtig: „bei dem Buchthema ‚Klimawandel und Ökologie‘ kann man nicht einfach eine Billigdruckerei in Weitfortistan wählen. Damit würden Miss Lovely und ich sofort jede Glaubwürdigkeit einbüßen. Also musste es eine Druckerei sein, die auch hinter dem Nachhaltigkeitsgedanken steht. Miss Lovely ist mit Bio-Farben auf Umweltpapier gedruckt.“
Und der Verkauf? Auch das bleibt Ivana Pittrof konsequent: Kaufen kann man es „nicht bei Amazon, oder so. In der kleinen Auflage von 500 Stück sind die Produktionskosten naturgemäß für ein durchgehend 4-farbig ökologisch gedrucktes Buch exorbitant hoch. Um es für Euch aber erschwinglich zu halten, mach ich den Vertrieb selber. Unterm Strich ist Miss Lovely also ein non-profit Ding.“
Das „Mach dein Ding“ aus meiner Überschrift klingt zwar – leider – reichlich abgedroschen, trifft aber genau das, was ich allen Menschen, die ein Buch planen, vermitteln möchte: Mensch und Buch solltenim Idealfall mindestens so gut zusammenpassen wie der perfekt sitzende Handschuh. Mindestens. Denn auch Handschuhe sind ja Konfektionsware … Bücher sind es nicht. Ein gutes Buch ist genauso individuell wie der Mensch, der es geschrieben, gestaltet, gezeichnet, produziert hat. Und bei Miss Lovely ist all das unglaublich gut gelungen.
Habe ich Sie überzeugt?
Dann gibt es jetzt nur eins: Buch kaufen, verschenken … Ich finde ja: Es ist nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene ein wunderbares (Weihnachts-)Geschenk! Nein: Ich bekomme kein Geld für diese Werbeeinheit. Ich tue es, weil ich das Buch rundum wunderbar finde. Und täte es auch, wenn ich nicht ein klein wenig an dessen Entstehung beteiligt gewesen wäre …
Wo bekomme ich das Buch?
Webseite: https://www.artofpi.de/
Emailadresse: artofpikoeln@aol.com
Preis 18,00 Euro + Versand
Hardcover, Größe: 21×21 cm, 52 Seiten
In eigener Sache
Die Trilogie des Eigensinns besteht bislang aus zwei Büchern – die sich ohne Probleme auch wunderbar getrennt voneinander lesen lassen. Macht durchaus Sinn, denn sie bilden zwar eine „Familie“, haben aber unterschiedliche Schwerpunkte. Kreativität spielt in beiden Büchern eine wichtige Rolle. Darum eignen sie sich – wie Miss Lovely – auch bestens zum Verschenken – an alle, die gern kreativ(er) werden möchten.
In „Mein Kompass ist der Eigensinn“ geht es darum, wie wir Eigensinn erkennen, ihn für uns entwickeln können. Aber auch darum, wo er seine Grundlagen hat, welche Vorbilder ich gefunden habe – und wie er uns helfen kann. Als Kompass zum Beispiel. Oder beim Schreiben von (eigenen) Büchern.
In „Wer schreibt, darf eigensinnig sein“ steht eigentlich schon alles Wichtige im Titel: Es geht um die praktische Realisierung des Schreibens mit Eigensinn, um Kreativität, aber auch um Selfpublishing. Da gibt es jede Menge Praxistipps, Übungen und Beispiele. Aber auch die Spiellust – meiner Ansicht nach ein wichtiges Schreib-Instrument – kommt nicht zu kurz. Zum Beispiel mit dem Selbsttest „Welcher Schreibtyp bin ich eigentlich?“ Der zieht sich – augenzwinkernd bis ernst – durch das ganze Buch.
Beide Bücher auf einen Blick – und auch zum Bestellen – im Shop der Autorenwelt hier. Aber natürlich auch überall sonst, wo es Bücher gibt.
Text: Maria Al-Mana