Ich habe das Gefühl, dieses Thema treibt wirklich eine Menge Menschen um … Und noch lange ist nicht alles zu Verlagsvertrag und Selfpublishing gesagt, was gesagt werden sollte. Zumal, weil allerorten auch noch jede Menge missverständlicher Grundannahmen, ja sogar heftige Irrtümer kursieren.
1. Irrtum: Im Selfpublishing geht es nur um E-Books
Falsch. In meinem Modell als Dienstleisterin für Selfpublisher beispielsweise bekommen Sie Taschenbuch-, Hardcover- und E-Book-Ausgabe, alle auf einen Streich. Und: Rechnet man die unterschiedlichen E-Book-Formate mit ein, sind das sogar mehr als drei.
2. Irrtum: Selfpublishing geht am besten über amazon
Falsch. Im Gegenteil, ich bin sogar der Ansicht: Wer amazon nicht zu seinem „ersten“ Dienstleister macht, hat mehr Chancen. Denn jede Menge Selfpublishing-Dienstleister bieten an, die eigenen Bücher in ALLEN Onlineshops einzustellen, wo sie dann mehr oder weniger „automatisch“ vertrieben werden können, unter anderem auch bei amazon. Aber eben neben vielen anderen.
Die Vertriebsdienstleister – online
Außerdem gibt es noch buecher.de, Thalia, Hugendubel und viele weiteren Online-Plattformen, auf denen Bücher verkauft werden. Leider noch ein „Geheimtipp“ ist außerdem der Shop der Autorenwelt – fairer für Autor/innen geht einfach nicht! Mehr dazu hier.
Die Selfpublishing-Dienstleister
Die wichtigsten im deutschsprachigen Bereich sind: bookmundo, books on demand, epubli, neobooks, tredition und twentysix. Von den Genannten ist übrigens nur tredition unabhängig, alle anderen gehören zu großen Verlags- und/oder Buchhandelsketten. Was ein Grund dafür ist, dass ich als edition texthandwerk mit tredition zusammenarbeite!) Natürlich geht nie und nirgendwo etwas wirklich „automatisch“, Buchwerbung beispielsweise muss IMMER selbst gemacht werden. Aber der ganze Bestell- und Bezahlvorgang, das Drucken „on demand“, die Auslieferung und Honorarabrechnung – darum müssen sich Autorinnen und Autoren nicht kümmern. Bei allen genannten Dienstleistern nicht.
Noch mehr Nachteile von Selfpublishing mit amazon finden Sie in meinem Beitrag, der sich mit der Auswahl des richtigen Selfpublishing-Dienstleisters beschäftigt. Hier.
3. Irrtum: Selfpublishing und Druckkostenzuschussverlage sind ein und dasselbe
Bedeutet: Autor/innen werden extrem „über den Tisch gezogen“, kaufen Leistungen ein, die nicht erbracht werden, sind gezwungen, Dinge zu tun, mit denen sie nie gerechnet haben oder haben die Rechte an ihrem Buch auf unabsehbare Zeit an den Verlag gekauft. Ja, das gibt es. Leider. Und das kann ein paar Tausend Euro kosten …
Die Behauptung, allerdings, Druckkostenzuschussverlag und Selfpublishing habe die gleiche Basis oder sei gar ein und dasselbe, ist aber ebenfalls völlig falsch. Auch hier der Verweis auf die oben genannten Selfpublishing-Dienstleister: Bei allen kann es zu einer Art „Bearbeitungspauschale“ kommen. Aber die ist angemessen. Wenn ich zum Beispiel allein für den Erwerb einer ISBN-Nummer rund 70.- Euro zahlen muss – und ich kriege in der Grundpauschale (149,90 Euro) von tredition beispielsweise schon drei davon plus all die weiteren Leistungen (Bestell- und Bezahlvorgang, Drucken „on demand“, Auslieferung und Honorarabrechnung, Eintrag in das Verzeichnis lieferbarer Bücher und noch viel mehr) – dann ist das angemessen. Auch wenn der Dienstleister an jedem verkauften Buch noch 20 bis 30% mitverdient. Aber das tun „klassische Verlage“ und Buchhandel auch … Gemeinsam in aller Regel sogar zwischen 80 und 85 Prozent.
4. Irrtum: Selfpublishing ist nur was für „Verlierer“
Nur, wer es im „klassischen Verlag“ nicht geschafft hat, wählt diesen Weg. Dieses Urteil stirbt – Gotteseidank – auch langsam aus, denn es gibt mittlerweile so viele reale Geschichten von Menschen, die solche Gedanken widerlegen: echte Bestseller-Autoren, die als Selfpublisher groß geworden sind, mittlerweile mit Verlagsangeboten regelrecht überhäuft werden und doch sagen: „Nö danke, ich bin absolut zufrieden mit meinem Status als Selfpublisher … Ihr könnt mir nichts bieten, was ich mir da nicht schon – und zwar viel besser, viel unabhängiger – aufgebaut hätte …“
[bctt tweet=“Grundlegender Irrtum: als Autor/in lässt sich richtig viel Geld verdienen.“ username=“@texthandwerk“]
Nein. Funktioniert nicht. Nie und nirgends. Weder im Selfpublishing noch als Verlags-Autor/in. (Na gut, die Ausnahme ist der berühmte Lottogewinn .. Aber Sie wissen ja selbst, wie da die Chancen stehen…)
Noch was Grundsätzliches
Aus meiner Sicht bewegen sich belletristische und nicht-belletristische Autor/innen in zwei verschiedenen Welten. Darum habe ich mich ganz klar positioniert: Ich stehe für Sachbücher, Ratgeber, Biografisches und Co. Auch, weil ich denke, dass genau dafür das Selfpublishing die absolut bessere Wahl ist: Es handelt sich so oft um Nischenthemen, zu denen Sie – als Experte – die passende Zielgruppe immer schon „mitbringen“. Ein klassischer Verlag aber muss immer nach dem „Massengeschmack“ schielen – das passt einfach nicht zu Nischenthemen! (Ja, auch da gibts Ausnahmen … Die Beschäftigung mit der menschlichen Verdauung zum Beispiel. Aber letzten Endes geht die uns ja wirklich alle was an …)
Bitte entscheiden Sie selbst! Ich liste mal in Stichworten, die Vor- und Nachteile von Selfpublishing contra „klassischem Verlag“ auf:
Pro und contra: Verlagsvertrag oder Selfpublishing?
Vorteile Selfpublishing
- Gedruckt wird nur „on demand“: kein „Verramschen“, weniger Papier
- Selbstbestimmung (Inhalt, Form, Verkaufswege – bis hin zum selbst organisierten Büchertisch)
- Garantierte Veröffentlichung
- Zeitvorgaben mache ich mir selbst
- Ich bestimme den Buchpreis, damit auch mein Honorar
- Honorar ist wesentlich höher als im klass. Verlag
- Ich habe ALLE Möglichkeiten. Auch E-Book, Genre-Cross-over etwa mit Hörbüchern, podcasts und anderem. Bei Sachbüchern:Nische nutzen! Community! Veranstaltungen etc.
- Pseudonyme sind einfacher zu bewerkstelligen
- Bessere Chancen auch für Introvertierte, Ältere und v.a. unbekannte Autor/innen
- Ich kann erst Selfpublishing, dann Verlagsautor/in sein! Oder gleichzeitig (= „Hybdridautor/in“)
- Ich kann Print- und E-Book trennen (auch zeitlich)
- Ich kann meine Buchveröffentlichung auf mein Business abstimmen (= strategische Planung, optimal für Selbstständige)
- Ich kann selbst entscheiden, mit wem ich kooperiere (Blogger, Lesecommunity)
- Honorarabrechnungen kommen in kurzen Abständen
- Ich kann Inhalte mehr oder weniger SOFORT, immer wieder aktualisieren.
- Ich kann eigene Lesungen machen, Veranstaltungen nutzen oder selbst initiieren und dort auch beliebig viele eigene Bücher (erworben mit Autorenrabatt) verkaufen
- Die Zielgruppe für mein Buch bestimme ich – meinem Thema, meiner Community entsprechend
- Bei den meisten Selfpublishing-Anbietern ist das Buch unbefristet lang lieferbar, während Verlage oft schon nach zwei Jahren den Verkauf einstellen, also „verramschen“
- Mit dem richtigen Selfpublishing-Anbieter bin ich in ALLEN Online-Buchportalen präsent, u.a. auch bei amazon
Nachteile Selfpublishing
- Zukäufe nötig (Lektorat, Cover, Marketing), bedeutet: Ich muss erst Geld ausgeben, bevor ich welches bekomme
- Ich brauche VIEL Zeit: Schreiben in Eigenregie, Organisation, Marketing. Die wird mir nicht bezahlt
- Größte Gefahr: außer Spesen nix gewesen
- Der unüberschaubarer „Dschungel“ an Möglichkeiten: mit wem/wie publizieren?
- Die Übermacht von amazon
- Ständige (Online-)Präsenz: Marketing ist IMMER!
- Ich muss mit öffentlicher Kritik umgehen lernen (v.a. online)
- Ich MUSS eine Personen-Marke werden
- EIN Buchtitel reicht oft nicht. Gut ist, mehr als ein Buch zu veröffentlichen
- Wer alles allein machen will, muss viele Fragen klären (Distribution, Steuern, Präsenz)
- Der Buchhändler „um die Ecke“ hat oft (noch) ungern mit Selfpublishing zu tun, aber ich kann/sollte ihn durch persönliche/regionale Präsenz überzeugen
- Ich muss bereit sein, viel Neues zu lernen (kann aber auch ein Vorteil werden …)
- Ich sollte beim Schreiben schon das Marketing im Hinterkopf haben
- Der Kampf mit dem Vorurteil „Selfpublisher können nix!“ Ändert sich aber rasant
Vorteile Verlagsvertrag
- Honorarvorschuss = finanzielle Sicherheit (wenn er GARANTIERT ist, d.h.: bei Unterschreitung nicht zurückgezahlt werden muss)
- Verlagsvertreter im Buchhandel (= Präsenz vor Ort!)
- Lektorat, Covergestaltung, Marketing inklusive = Professionalität
- Vermittlungs-Option über (Literatur-)Agenturen (die haben den aktuellen Marktüberblick, sind sehr gut vernetzt, verlangen aber 15 -20% vom ausgehandelten Honorar …)
- Die Sicherheit, unter einem „guten“/bekannten Dach zu sein
- Verlage sind präsent im „klass. Feuilleton“, Selfpublishing-Titel NIEMALS (gilt auch für Sachbücher, etwa in Beilagen zu Wissenschaft & Forschung und Ähnlichem)
- Verlage haben „Stammleser“, ist im Selfpublishing eher selten (es sei denn, es geht über Autor/in – Stichwort „Personen-Marke“)
- Der stationäre Buchhandel LIEBT den klassischen Verlag
- In der handwerklichen Qualität können manche Verlage noch gegenüber dem Selfpublishing punkten (Papier, Druck, Buchausstattung…) Doch auch das nivelliert sich zusehends
Nachteile Verlagsvertrag
- Vorschuss muss erst abgearbeitet werden, bevor wieder Geld fließt
- Kein Einfluss auf Form, Inhalt, Werbung, Gestaltung etc.
- Technisch (online, E-Book) sind Verlage oft nicht grad auf dem neuesten Stand
- Das Marketing besteht u.U. nur aus 2 Zeilen im (Halb-)Jahresprogramm
- Oft trotz Verlagsvertrag: Marketing muss ich selber machen
- Professionalität kann nicht „eingeklagt“ werden = Abhängigkeit
- Jeder Verlagsvertrag ist anders: unter Umständen brauche ich einen Rechtsanwalt zur Prüfung, etwa: Was ist mit Verwertungsrechten – z.B. einer Hörbuchproduktion?
- Unbekannte Autor/innen haben so gut wie keine Chancen: völlig überlaufener Markt
- Veröffentlichung kann bis zu 2 Jahren dauern
- Oft wird Medienpräsenz (Jugend! Schönheit! Eloquenz!) erwartet. Oder die Bereitschaft zu Lesungen vorausgesetzt
- Für „Nischenthemen“ kaum Chancen = gibt die Marktstruktur nicht her.
- Oft wird eine große Community erwartet (= Autor/innen sollten Bekanntheit schon mitbringen)
- Honorarabrechnungen oft nur (zwei-)jahresweise
- Starre Buchgenre-Regeln
- die (wirtschaftlich notwendige) Anpassung an den „breiten Publikumsgeschmack“.
Autor/in werden – wo finde ich Beratung?
Die Texthandwerkerin hat schon viele Menschen von der ersten Idee bis zum eigenen Buch begleitet. Als Schreibcoach und Lektorin ist sie ebenso Buch-Profi wie durch ihre jahrzehntelange PR- und Redaktionstätigkeit.
Das alles hat sie in der edition texthandwerk gebündelt. Und der hat nur ein einziges Ziel: Menschen zuverlässig dabei zu helfen, mit einer Buchveröffentlichung zu ihrer eigenen Schreib-Stimme zu finden. Mein Angebot: Ich lasse Sie nicht allein im Selfpublishing-Dschungel.
Interesse? Dann kontaktieren Sie mich doch einfach! Würde mich freuen.