Wer unter Umständen eine andere Texterin als mich sucht, könnte sich auch an „mein Netzwerk“ wenden – den texttreff, das Netzwerk wortstarker Frauen, hab ich ja schon einmal empfohlen. Neben 900-und nochwas Frauen würde man dort auch Barbara Stromberg finden…. Und die schreibt heute ausnahmsweise mal nur für mich..
Bilder: texttreff, Stromberg, Al-Mana
Das kam so: Im texttreff ist es schöne Tradition, sich auf Wunsch gegenseitig einen Wichtel mit einem kleinen Textgeschenk im Blog vorbei zu schicken. Funktioniert per Los, sonst würde es schnell unübersichtlich. Und dieses Jahr hat mir das Los Barbara Stromberg als Wichtel auf den Weg geschickt – was mich sehr freut, denn wir beide haben viel gemeinsam… vor allem unseren Blick auf die Verwandtschaft von Text und Handwerk. Ganz herzlichen Dank dafür!
Barbara Stromberg ist Journalistin und Texterin für Unternehmen in Düsseldorf. Die Theorie des Handwerks beherrscht sie, für die Praxis ist sie zu unbeherrscht. Deshalb konzentriert sie sich lieber auf das Schreiben als Beruf und ihre Textagentur Textorama, in der sie für Unternehmen Text- und Pressearbeit erledigt. Und hier ihr Wichtelgeschenk an mich:
Das Handwerk (und) Schreiben
Wir haben 100 Leute auf der Straße gefragt: „Was ist das älteste Handwerk der Welt?“
Auch wenn die Frage nach dem ältesten Gewerbe aus dem Effeff beantwortet wurde, fielen die Antworten hier weniger eindeutig aus. Und was uns am meisten erstaunte: Kaum einer sagte „Schreiben, natürlich!“ oder „Wozu wollen Sie das eigentlich wissen?
Zugegeben, diese Befragung fand nie statt, aber das ist auch unnötig. Denn kaum jemand würde Schreiben mit den klassischen Handwerkskünsten wie Zimmern, Metallschmieden oder der Herstellung von Kleidung vergleichen – außer vielleicht denjenigen, die beruflich schreiben.
Allerdings: Beides hat unfassbar viel gemeinsam.
Das Schreiben hat wie auch die klassischen Handwerksberufe eine lange Tradition über unzählige Generationen hinweg, ist global und universell auf jedem Kontinent vertreten und zeigt sich dennoch kulturell in unterschiedlicher Ausprägung.
Kultur und Tradition
Wie, was und warum geschrieben, gedrechselt oder gebaut wird, ist immer auch ein Abbild der Kultur, in der es entsteht. Lehmhaus oder Blockhütte, Haiku oder Rima – jede Kultur, jedes Volk hat seine Favoriten. Zugleich gilt für das Handwerk wie auch für das Schreiben: Es entwickelt sich stetig weiter, steht nicht still und ist immer auch Zeitgeist/seiner Zeit voraus.
Können
Es ist sein Wissen in der Theorie, was einen Könner in der Praxis auszeichnet. Fürs Schreiben oder Handwerken gilt gleichermaßen, dass eine Lehre oder Ausbildung niemals eine schlechte Idee ist, will man stabile und belastbare Ergebnisse. Wer sich mit der Technik hinter seinem Tun auskennt, kann einen Plan entwickeln, Prozesse definieren und weiß vor allem, wann es Zeit ist, den Plan zu ändern.
Talent
Etwas zu können ist gut, es mit Talent zu tun noch besser. Ein Beispiel: Sein architektonisches Talent ohne einen Bauplan auszuleben, ist fahrlässig. Einen Bauplan nach den handwerklichen Regeln kreativ, mit einer klaren Vorstellung des Ergebnisses und viel Liebe zu erstellen, das ist dagegen wahres Können. Kreativität findet immer neue Wege, dem Stand der Technik durch individuellen Stil eine neue Form zu geben.
Übung
Es ist noch kein Meister blablabla. Und doch stimmt es. Zu einem perfekt ausgeführten Handwerkstück gehört ebenso wie zu einem außerordentlich lesenswerten Text viele Fehlversuche, aus denen man lernt. Erfahrung und Erfolge sind es, die sowohl das Handwerk als auch das Schreiben als Handwerk besonders leichtfüßig und griffig werden lassen.
Faszination
Was durch Können, Talent und Übung entsteht, wirkt eine besondere Faszination aus. Denn es versprüht eine Leichtigkeit und Mühelosigkeit, der man die Arbeit nicht ansieht. Es passt wie angegossen und zeigt die beabsichtigte Wirkung.
Jetzt frage ich Sie: Was ist das älteste Handwerk der Welt?